Auswertung des Frankfurterisch-Tests

Merkmale des Frankfurterischen gestern und heute

Welche Ausspracheformen des Frankfurterischen finden wir heute? Eine Antwort finden wir in den Rückmeldungen der Frankfurt-Sätze. Bis jetzt wurden etwa 300 Sätze von mehr als 140 Teilnehmern eingeschickt, davon 70 Tonproben (Danke!) — dies erlaubt einen kleinen statistischen Einblick.

Und wie unterscheiden sich die rückgemeldeten Formen von jenen vergangener Tage? Ist das Frankfurterische aus dem Zeitraum von 1800 bis 1945 — wie es von Malß, Oppel, Stoltze, Wülcker, Rauh und anderen beobachtet wurde — ausgestorben oder lebt es fort? Dazu sollen die Rückmeldungen mit den historischen Formen verglichen werden.

Auf dieser Webseite erscheint nun eine Folge von Artikeln, die diesen Fragen wissenschaftlich nachgeht:

Die Merkmale

  1. A vor -LT: Die Wörter alt, kalt und bald (18.12.2022).
  2. I und E anstatt Ü und Ö (9.1.2023).
  3. CH, SCH und J anstatt G (in Arbeit).

Mögliche Referenzaussprachen

Wie mag wohl ein „echter” Frankfurter die Frankfurt-Sätze 1 bis 4 ausgesprochen haben? Es folgt ein Versuch, eine mögliche Aussprache um 1850 — also dem „alt-Frankfurterischen” — anhand der Aufzeichnungen von Oppel (und Stoltze) zu konstruieren. Hier finden wir noch archaische Merkmale wie AA für OI (EU), etwa in freuen; ÄÄ für langes germanisches Ë in Weg; noch altes erhaltenes CH in ich usw.

Dem schließt sich eine mögliche Form um ca. 1940 an — das ist die Spätphase des „klassischen Frankfurterischen” — etwa wie sie von Rauh 1921 der damaligen „Schuljugend” zugeschrieben wird, oder wie sie im Frankfurter Lautdenkmal von 1937 erklingt. Diese Form wurde gewählt, weil sie sich stark von der um 1850 unterscheidet aber immer noch deutlich die basisdialektalen Merkmale des Frankfurterischen aufweist. Hier finden wir noch langes dunkles ÅÅ in Graben, dagegen aber kein kurzes dunkles Å mehr (wie z. B. in hat); wohl aber schon modernes SCH für CH, etwa in mich usw.

Abschließend wird die heutige Form präsentiert, die von der Mehrzahl der Sprecher aus der Umfrage genannt wurde und wie sie hier in der Auswertung im Detail diskutiert (werden) wird. Hier dominieren Formen, die der Schriftsprache näher sind wie ÖÖ anstatt EE in schön; aber auch mit deutlich dialektalen Formen wie SCH für G in Weg oder -N- für -ND- in besonders usw.

Frankfurt-Satz 1

um 1850 um 1940 heute
Das Däs Däs Däs
alte alde aale aale
graue krooe kraue kraue
Mäuschen Moisii Moisje Moisje
hat håt hat hat
neben newwa newwä neebe
den deene deene deene
blauen plooe plaue blaue
Vögelchen Veechelcha Veeschelschä Vööschelschä
auf uff uff uff
dem m m m
schönen schẽẽ schee schööne
Weg Wääch Weesch Weesch
gesessen gesesse ksesse gesesse
und un un un
gesagt: gesåcht ksacht gesacht
ich ich isch isch
freue fraa froi froi
mich mich misch misch
besonders, besonnäscht psonnäscht besonnäs
dass dass dass dass
ihr äa äa iiä
morgen morje moaje moaje
fliegen fliie fliije fliische
könnt! kennt kennt könnt